Projekt Beschreibung

Sofa Supermoon von Minotti. Design: Giampiero Tagliaferri www.minotti.com Foto: © Minotti

Kitzbühel | Ausgabe 55 | Sommer 2024 | Text: Barbara Jahn

Unter allen Designfans gibt es ein Datum, das jedes Jahr im April rot angezeichnet ist: Salone del Mobile in Mailand. Gleich ist da allerdings nur der Monat, denn die Messe selbst ist ständig in Bewegung.

Alle Wege führen nach Rom? Nein, nach Mailand. Zumindest im Frühling, wo nicht nur die Bäume in voller Blüte stehen, sondern eine ganze Stadt. Die lombardische Metropole ist ein Sehnsuchtsort für Designer, Architekten, Journalisten, Handelstreibende und alle designaffinen Menschen geworden, die sich die jüngsten Kreationen der Möbelwelt nicht entgehen lassen wollen.

Sessel Claudine und Sideboard Romeo von Meridiani. Design: Andrea Parisio www.meridiani.it Foto: © Meridiani

Nichts wie es war

2024 wurde besonders viel umgekrempelt: Die Hersteller wurden komplett neu positioniert und begaben sich aus ihrer jahrelangen Komfortzone an neue Koordinaten mit neuen Nachbarn und mit neuen Standkonzepten. Die neue attraktive Mischung katapultierte die Küchen und Bäder ganz an den Anfang des einen Kilometer langen Boulevards, während die bekannten Design-Magneten die Besucher in großer Zahl bis an dessen Ende lockten. Ein gelungener Schachzug von Präsidentin Maria Porro, die sich nicht auf Altbewährtem ausruhen will. Auch der rote Teppich auf den Korridoren wurde bewusst weggelassen. Einer von mehreren Beiträgen der Messe zu mehr Nachhaltigkeit. Und ganz ehrlich: Gefehlt hat er niemandem. Ganz im Gegenteil.

Sessel Continuum D.163.7 von Molteni&C. Design: Gio Ponti www.molteni.com Foto: © Molteni&C.

Stuhl Pi Chair und Tisch Hippos von Bonaldo. Design: Alain Gilles, Marconato & Zappa www.bonaldo.com Foto: © Bonaldo

Zeit zum Feiern

Auch die Stadt selbst wurde – und es scheint immer mehr – zur internationalen Bühne für große Auftritte. Das Leben und die Liebe zum Design wurden allerorts gefeiert, doch an einigen Schauplätzen gab es noch einen ganz besonderen Anlass, sich gemeinsam zu freuen. In diesem Jahr gibt es nämlich mehr als nur ein großes Jubiläum, allen voran Boffi und Molteni&C., die – beide 1934 gegründet – in gebührendem Rahmen ihren Neunziger feierten – mit allem, was dazu gehört. Auch Leolux wurde vor 90 Jahren gegründet und zelebriert gleich den 35. Geburtstag des ikonischen Stuhls Pallone mit. Während Cassina besonders stolz auf 20 Jahre Charlotte Perriand Collection ist, die 2004 in enger Zusammenarbeit mit Tochter Pernette Perriand-Barsac erstmals präsentiert wurde, blickt Zanotta gleich schräg gegenüber mit funkelnagelneuem Showroom in der eleganten Via Durini auf bewegte 70 Jahre zurück. STREIFZUG selbst hat übrigens auch gefeiert und lud ausgewählte Kunden und Freunde erstmalig zu einem privaten Abendevent in die Casa Gessi, dem exklusiven italienischen Badausstatter, der neben dem eigenen Showroom im Stadtzentrum Mailands auch auf der Messe schillernde Präsenz zeigte.

Sitzbank Ico vis-à-vis von Ceccotti Collezioni. Design: Roberto Lazzeroni www.ceccotticollezioni.it Foto: © Ceccotti Collezioni

Gestern, heute, morgen

Apropos Siebziger: Die 1970er Jahre sind zweifellos der Trend des Jahres. Zurück sind das charakteristische Orange und Braun, das die Möbel in Stoff und Leder kleidet, aber auch Wände und Accessoires an ihrer Oberfläche ziert. Etwas, das sich schon letztes Jahr zart mit Ligne Rosets Togo angekündigt hat, setzt sich nun voll durch: Das bodennahe Sitzen ist bei fast allen Polstermöbelproduzenten zum Thema geworden – mal mehr, mal weniger. Zurück ist ebenfalls wieder der Hochglanz, der möglicherweise schon das nächste Revival – die 1980er – ankündigen könnte. Man darf sich überraschen lassen.

Kollektion Bamboo Mood von Roche Bobois. Design: Jiang Qiong Er www.roche-bobois.com Foto: © Roche Bobois

Zurück zur Natur

Nach wie vor ein großes Gesprächsthema sind die Materialien, vor allem insofern, wie man sie möglichst lang im Wertstoffkreislauf halten kann. Wenn ein Einrichtungsstück nicht ohnehin bereits aus recycelten Werkstoffen gemacht ist, so ist man grundsätzlich bestrebt, es so zu gestalten, dass möglichst alle Bestandteile gut voneinander separiert und so wiederverwertet werden können. Mit ungebrochener Leidenschaft und Freude – und das auch aus Sicht der vielen Manufakturen, die es erfreulicherweise gibt – wird viel Leder, Holz und Naturstein eingesetzt, stets eine umweltverträgliche Verarbeitung im Auge.

Chaiselongue Balestro 24 von Living Divani. Design: Piero Lissoni www.livingdivani.it Foto: © Living Divani

Luster Bois de Cristal von Lasvit. Design: Maria Culenova www.lasvit.com Foto: © Lasvit

Aber es gibt auch andere Wege, sich dem Ziel zu mehr Kreislaufdenken zu nähern, wie ihn beispielsweise Arper mit der neuen Version des Klassikers Catifa von Lievore Altherr Molina einschlägt. Für die Sitzschale werden unter dem Namen PaperShell Papierlagen miteinander verpresst, die zum CO2-Speicher und später wieder zu fruchtbarem Biomaterial werden. Mehr Kreislauf geht nicht. Diese und viele andere Initiativen zeigen das erfreuliche Engagement einer ganzen Branche, die nun aufgewacht ist und Nachhaltigkeit als das versteht, was sie tatsächlich sein soll: Vor allem eine schöne Zukunft.

Sessel Vanity Fair XC Imagine Edition von Poltrona Frau. Design: Barnaba Fornasetti www.poltronafrau.com Foto: © Poltrona Frau

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