Projekt Beschreibung

Der sympathische Franko-Kanadier Patrick Piuze zählt zu den spät berufenen Winzern. Seit 2008 macht er im Chablis Wein.

Salzburg | Ausgabe 8 | Sommer 2024 | Text: Hansi Eder, Sommelier & Gastgeber Bootshaus am Traunsee

Hansi Eder, Sommelier und seit Mai 2024 Gastgeber im Bootshaus am Traunsee, nimmt uns wieder mit auf eine spannende Weinreise, diesmal nach Frankreich, genauer: ins Weinbaugebiet Chablis, das er von einer ganz neuen Seite präsentiert.

Nach einer guten Stunde Fahrzeit aus Beaune und einem Termin bei Thomas Pico erreichen wir endlich Chablis. Das Städtchen an der Serein kann man mit 2300 Einwohnern zwar nicht als Weltstadt bezeichnen, es ist aber ordentlich was los. Mittagessen soll es also sein. „Wine not“, ein Hippielokal mit dunklem Interior direkt in der Ortsmitte soll uns die erste Mahlzeit des Tages liefern, dazu eine Flasche 2016 Raveaneu Forêt, auf der Karte mit einem Achtel des derzeitigen Sekundärmarktpreises durchaus als fair zu bezeichnen. Eine außergewöhnliche Flasche Wein. Heute geht es jedoch nicht um etablierte Granden, sondern um Newcomer, die das Chablis auf den Kopf stellen. Es liegt an Ihnen, diese Region, die wie im Dornröschenschlaf lag, wachzuküssen.

Johann Eder

Patrick Piuze ist einer dieser Winzer.

Die „Verkostung“ startet direkt in einem kleinen Fasskeller. Um diesen zu erreichen, müssen wir die Straße unterirdisch durchqueren – mit einer Raumhöhe von gefühlt 1,30 m. Auf einem alten Holzfass stehen schon zig Flaschen bereit, die wir gemeinsam öffnen. Nach ca. zwei Stunden steht fest: Was hier abgefüllt wird, zählt definitiv als Weltwein. Wein, der nicht nur schmeckt (und glauben Sie mir, das tut er), sondern auch seine Herkunft in den Vordergrund stellt – und noch dazu lagerfähig ist.

Im Weingarten wird der Grundstein für die unverkennbaren Weine des Chablis gelegt.

Neues von Weltrang

Genauer eingehen möchte ich auf den Terroir de Chichée 2022. Terroir abzubilden, liegt im Trend, und wirklich großer Wein muss das auch im Einstieg können. So präzise und klar wie Patrick Piuze schaffen das aber nur sehr wenige Winzer. Chichée, ein kleiner Ort an der Yonne, dient hier als Leinwand, und mit wenigen Pinselstrichen schafft es Piuze, diesen in all seinen Facetten abzubilden. Grüner Apfel wechselt mit Zitronenzeste und etwas Austernschale, am Gaumen zeigt er unglaubliche Trinkfreude, während ein salziger Touch und frische, knackige Säure für die nötige Spannung sorgen. Ein Weinkeller Must-have, dem es sicherlich guttut, wenn er noch drei bis vier Jahre liegen darf. Dann wird er an Tiefe zulegen und mit einer feinen Nussigkeit zu dem Grund werden, warum jeder das Wort Chablis kennt. Ein weiterer Wein, der besonders heraussticht, ist der Premier Cru Les Sechets 2019. Die Sechet liegt im Vaillons, für sich selbst bereits ein klingender Name. Sie zählt zu den stahligsten Lagen des Chablis. Durch eine lange Vegetationsperiode erntet man hier perfekt reifes Material, das eine unglaubliche Intensität mühelos mit Eleganz und Geradlinigkeit kombiniert. Die Flasche wird geöffnet und ein unwiderstehlicher Duft strömt aus dem Glas. Es kombinieren sich Limette mit weißen Blüten, Bienenwaben, Haselnuss und Jod. Jod ist eine Untertreibung, Salin trifft es wohl besser. Am Gaumen zeigt er Substanz, Frische, Geradlinigkeit. Obwohl das Glas Kellertemperatur hat, strahlt der Wein eine Kühle aus wie der Traunsee Ende April (9°C, bitterkalt).

Qualität statt Quantität

Gegen Ende unserer Verkostung wird noch etwas Gereiftes geöffnet, ein 2012 Premier Cru Forêt. In genau diesem Moment weiß jeder im Raum, dass diese Weine nicht nur sehr gut sind, sondern für das Chablis dieselbe Relevanz haben wie Dauvissat und Raveneau. Salzkaramell, Toffee, Haselnuss, Bienenwachs, Kamille, getrocknete Äpfel gepaart mit einer salzigen Ader ergeben sowohl in der Nase als auch am Gaumen einen absoluten Weltwein. Wenn es nicht so wenig davon gäbe, würde ich ihn jeden Tag trinken. Vielleicht macht aber auch die Knappheit den Reiz dieses Weines aus. Egal wie man es dreht, Patrick Piuze ist auf jeden Fall ein Name, den man sich merken sollte.

Eine eigene Maison zu besitzen, ist viel Arbeit, wofür Patrick Piuze die volle Unterstützung seiner Frau bekommt.

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